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Zukunftskompetenz Netzwerken

Was verbindest du mit dem Thema Netzwerken? Wenn ich an Netzwerken dachte, hatte ich viele Jahre an lange Nächte an der Hotelbar mit viel Alkohol und Visitenkarten-Roulette vor Augen. Ich glaubte, dass es darum geht, bei oberflächlichen Unterhaltungen und Small Talk einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Ich war davon überzeugt, dass es um Selbstdarstellung, wie toll man und frau ist, geht, um Gefallen mit Fremden auszutauschen. Dafür muss man natürlich alle Menschen unter dem strategischen Gesichtspunkt betrachten, ob sie ein nützlicher Kontakt sind.

Netzwerken ist doch was für Extravertierte und Klassenclowns, die gerne im Mittelpunkt stehen. Klick um zu Tweeten

Ich fand diese Vorstellung dermaßen abschreckend, dass ich lieber gar nicht netzwerken wollte. Das ist doch was für Extravertierte und Klassenclowns, die gerne im Mittelpunkt stehen und immer gut ankommen wollen. Das ist nichts für mich, die ich nicht gerne Menschen anspreche, die ich gar nicht kenne. Jemand wie mich, die sich mit Ernsthaftigkeit mit Themen befasst und die Welt verändern will. Jemand wie mich, die nicht gerne die große Werbetrommel für sich selbst rührt.

Aber da war ich nun und befand ich mich zehn Jahre nach meinem Studium wieder an dem Punkt, dass mein befristeter Arbeitsvertrag auslief. Dass es Geisteswissenschaftler*innen mit dem Einstieg auf dem Arbeitsmarkt schwerer haben und schlechter bezahlt werden, war mir schon lange bekannt. Aber ich fand, nach zehn Jahren reicht es auch mal. Ich hatte 100te Bewerbungen geschrieben und den dritten Arbeitgeber, der mich nicht entfristen wollte. Also nahm ich mir ein Herz und versucht es doch nochmal mit diesem Netzwerken. Heute bin ich dankbar, dass ich diesen Schritt gegangen bin, denn ohne mein Netzwerk wäre ich nicht da wo ich heute bin.

Ohne mein Netzwerk wäre ich nicht da wo ich heute bin. Dafür bin ich dankbar! Klick um zu Tweeten

Mein Projekt: Mich als Zwillingsmama selbstständig machen

Ein häufiger Einwand, der mir begegnet, wenn ich mit Menschen über Netzwerken spreche, ist: „Ich habe keine Zeit dafür“. Ja, wir haben alle viel um die Ohren. Jedoch frage ich mich in dem Moment auch, ob die Person vielleicht keine Zeit hat, weil sie kein Netzwerk hat?

Hast du keine Zeit zum Netzwerken oder keine Zeit, weil du kein Netzwerk hast? Klick um zu Tweeten

Wer von euch Kinder hat, erinnert sich vielleicht wie viel Zeit er/sie mit Windeln und Füttern verbracht hat. Trotz meiner Zwillinge habe ich in meiner Elternzeit begonnen, mich selbstständig zu machen. Ich sprach zunächst mit vielen Zwillingsmamas und auch selbstständigen Zwillingsmamas. Diese Mütter waren alles Kontakte von meinen Kontakten, keine kannte ich vorher. Nur eine hat mir Mut gemacht und gesagt, dass das geht. Trotzdem ist mir in den Gesprächen mit den anderen klar geworden, warum ich es schaffen kann, auch wenn diese sagen, dass es nicht geht. Einer der Gründe ist mein Netzwerk.

Ich möchte das mal an einem Beispiel erläutern und zwar an meinem E-Book, das ich zum Thema Recruiting geschrieben habe. Das Schreiben ist zwar zeitaufwändig, aber es ging mir relativ leicht von der Hand. Viel mehr habe ich mir um andere Fragen Gedanken gemacht:

  • Verlag finden oder Eigenverlag?
  • Wenn Eigenverlag, wie finanziere ich das?
  • Soll es ein E-Book oder ein gedrucktes Buch sein?
  • Wer macht die Graphik und das Layout, wenn ich mir eine professionelle Graphikerin nicht leisten kann/will?
  • Muss ich dann eigentlich ein Gewerbe anmelden?
  • Woher weiß ich, ob die Inhalte für meine potenziellen Kunden*innen interessant sind oder ob noch was fehlt?
  • Wie schaffe ich es, dass Interessenten von meinem Buch wissen und es dann auch kaufen?

Themen von denen ich wenig bis keine Ahnung hatte. Einige Menschen in meinem engeren Umfeld haben mir ihre Hilfe angeboten. Aber ganz viel kam auch von Menschen, die ich gar nicht kannte oder zu denen ich nur eine lose Beziehung hatte. Obwohl diese Beziehungen schwach waren, haben sie mir ihre Hilfe angeboten und mich unterstützt. Das ist gar nicht ungewöhnlich, denn schon seit den 70ern gibt es dazu eine Theorie.

Schwache Verbindungen sind zentral

Es handelt sich um den Fachartikel von Mark Granovetter (1973): „The Strength of Weak Ties“. Er unterscheidet in starke, schwache und abwesende Verbindungen. Die Stärke einer Beziehung definiert sich aus der Kombination des Anteils gemeinsam verbrachter Zeit, wachsender emotionaler Nähe und Vertrauen ineinander.

Dazu hat er zwei Modelle beschrieben:

  1. A und B haben eine Verbindung zu einander. Außerdem gibt eine ganze Menge weiterer Menschen, die ebenfalls eine Verbindung zu A und/oder B haben. Je stärker die Bindung  zwischen A und B ist, desto größer ist der Anteil der Individuen, mit denen beide in Verbindung stehen, also durch eine schwache oder starke Bindung verbunden sind
  2. Es gibt drei Akteure: Zwischen A und B sowie A und C besteht jeweils eine starke Verbindung. Es ist ausgeschlossen, dass B und C gar keine Verbindung zu einander haben, wenn sie von der gegenseitigen Existenz wissen. Es besteht also auch eine schwache Verbindung zwischen B und C

Gerade die schwachen Verbindungen sind zentral, denn sie ermöglichen Zugang zu Informationen und Ressourcen außerhalb des eigenen Netzwerkes. Granovetter definiert schwache Verbindung als unregelmäßigen Kontakt und Austausch zwischen Personen, die wenig Zeit miteinander verbringen. Sie bezeichnen sich eher als „Bekanntschaften“. Menschen zögern jedoch bzw. empfinden es als schwierig, ihre schwachen Verbindungen zu nutzen. Dabei fordern Innovation und das Lösen komplexer Probleme die Diversität verschiedener Netzwerke. Denn so erhalten wir unterschiedliche Perspektiven auf ein Thema.

Innovation und das Lösen komplexer Probleme fordern die Diversität verschiedener Netzwerke Klick um zu Tweeten

Wie ich Netzwerken heute verstehe

Heute verstehe ich Netzwerken ganz anders als vor vier Jahren dem Beginn  meiner Reise:

  • Wertschätzende Beziehungen
  • Grundhaltung des Gebens ohne Erwartungen
  • Gemeinsam Lernen
  • Als Expert*in sichtbar und ansprechbar sein
  • #Sharing is caring

Unter diesen Prämissen liebe ich das Netzwerken! Bei meinem Buchprojekt hätte alles viel länger gedauert, wenn ich alles hätte selber recherchieren müssen.

Netzwerken ist nicht (nur) Kaffeetrinken

Netzwerken ist nicht (nur) gemeinsam Kaffee trinken! Klick um zu Tweeten

Um erfolgreich Netzwerken zu können, ist es hilfreich Klarheit über die eigenen Kompetenzen zu haben und thematisch zielgerichtet Kontakte knüpfen und pflegen (nicht so viele Kontakte wie möglich). Netzwerken sollte immer von den eigenen Interessen geleitet sein und in direkter Verbindung mit einer Fragestellung stehen an der man sowieso gerade arbeitet. Dann kann Netzwerken Zeit sparen und Produktivität erhöhen. So habe ich es selbst erlebt.

Jede*r kann seinen eigenen Weg finden zu netzwerken so wie es ihm/ihr Spaß macht. Klick um zu Tweeten

Wichtig ist, jede*r muss seinen/ihren eigenen Weg finden. Ich persönlich z.B. gehe total ungerne alleine auf Veranstaltungen auf denen ich keinen kenne. Das wird häufig empfohlen, wenn man sich ein Netzwerk aufbauen möchte. Mir hingegen macht es mehr Spaß und es fällt mir auch leichter, wenn ich Anknüpfungspunkte habe. Daher sorge ich  dafür immer bereits im Vorfeld. Besonders mag ich es, Kontakte digital auf Social Media vorzuwärmen und dann im persönlichen Gespräch noch tiefer in die Beziehung einzutauchen.

Mein Angebot

Weil ich mir manchmal wünschte, ich hätte schon früher mit „meiner Art“ des Netzwerkens angefangen und weil sich mein Leben seitdem buchstäblich verändert hat (ja klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber isso!), biete ich inzwischen Workshops, Keynotes und Einzelcoachings dazu an. Meine Kollegin Dr. Antje Willoh und ich haben außerdem speziell für Hochschulen und Universitäten ein Seminar-Konzept erarbeitet, welches Studierenden helfen soll, sich beruflich zu orientieren sowie ihre eigene Karriere zu planen und sich nach ihren Interessen weiter zu entwickeln. Mehr Infos dazu findest du hier.

Ich bin dankbar, dass ich so die Möglichkeit habe, mein Wissen und meine Erfahrung weiter zugeben und hoffe sehr, dass es dem ein oder anderen hilft, sodass er oder sie nicht erst zehn Jahre braucht, wie ich, um den Mehrwert zu erkennen.

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