Nichts mehr verpassen?

Nichts mehr
verpassen?

Von der Perfektionistin zur Pionierin

Nachdem ich meine Jobsuche öffentlich (Hier geht es zu dem Artikel) gemacht habe, werde ich nun häufig gefragt „Und gefällt dir dein neuer Job?“  Dann kommt man ins Gespräch und ich erzähle, welche Projekte gerade so anliegen, wie klein unser Team eigentlich ist und auf welche Wiederstände ich an einigen Stellen stoße. Dann kommt automatisch die nächste Frage: „Und trotzdem macht dir das alles noch Spaß?“  Da ich durch meinen Artikel weiß, wie viele da draußen nach einer #ArbeitMitSinn suchen und teilweise auch sehr frustriert von ihren Erfahrungen sind, möchte ich meinen Weg, wie es am Ende dazu gekommen ist, dass ich zufrieden bin, hier heute teilen.

Finde Menschen, die ihren Job gerne machen und lerne

Mein erster Working Out Loud Circle startete ich mit dem Ziel, Menschen zu finden, die gerne zur Arbeit gehen und zufrieden sind. Dabei habe ich herausgefunden, dass viele Menschen von denen ich dachte, dass sie einen tollen Job hätten, eigentlich Pioniere sind. Das bedeutet, sie hatten nicht den perfekten Job, den perfekten Chef und die perfekte Firma, sondern gestalteten sich ihr Arbeitsumfeld selbst und versuchten in ihren Unternehmen Veränderungen voran zu treiben. Sie übernehmen Verantwortung und üben konstruktive Kritik; sie überwinden Hindernissen, aber erleben auch Misserfolge; sie sind manchmal demotiviert und traurig, geben aber nicht die Hoffnung auf. Ich habe buchstäblich keinen gefunden, der den perfekten Job hat wie ich ihn mir ausmalte. Was diese Menschen aber von anderen Menschen unterscheidet, ist ihre Einstellung. Sie sehen sich selber in einer aktiven Rolle, sie fangen einfach an, gemäß dem bekannten Motto: „Be the change you want to see.“

Von da an, ging ich mit einer anderen Brille an die Jobsuche heran. Ich suchte nach Möglichkeiten, wo ich mich einbringen kann und wo ich meine Unterstützung anbieten kann. Im Klinikum war es so, dass ich anfangs nur eine Urlaubsvertretung als externe Mitarbeiterin angeboten bekam. Ich sah aber, wie viel Bewegung gerade in dem Unternehmen war und hatte einfach Lust dazu, dort meine Unterstützung anzubieten. Inhaltlich hatte ich erstmal keine spannenden Aufgaben, aber ich vertraute darauf, dass sich die Gelegenheit schon ergeben würde und ich meine Ideen einbringen kann. Ich habe dabei den Druck aus der Situation genommen, dass das jetzt der richtige Job sein muss, sondern habe darauf vertraut, dass die Dinge ihren Lauf nehmen würden.

Überlege dir, was dir wirklich wichtig ist

Durch diese Erkenntnis habe ich meine „Perfect-Job“-Kriterien-Liste auf den Prüfstand gestellt. Einiges habe ich gestrichen und mich dann auf die für mich wesentlichen Dinge konzentriert:

  • Ein Team, in dem ich mich menschlich wohlfühle
  • Flexible Arbeitszeiten, ohne Kernarbeitszeiten
  • Lokalisiert in Hannover oder Umland
  • Genehmigung meiner Nebentätigkeit als Coach und Beraterin
  • Bewegung statt Stillstand

Nice-to-have-Kriterien waren dann noch:

  • Gute Erreichbarkeit mit dem Fahrrad
  • Home-Office-Regelungen bei Bedarf

Die Kürzung der Liste war enorm wichtig, da ich dadurch viel flexibler geworden bin, welche Jobs und Unternehmen für mich in Frage kommen. Es fühlte sich außerdem nicht so an, als ob ich Abstriche mache, sondern ich war grundsätzlich neugieriger und offener. Das bringt Leichtigkeit und Gelassenheit in den Prozess. Ich glaube, dass ich ohne die Kürzung der Liste niemals in einer Krankenhausverwaltung angefangen und dadurch viel verpasst hätte.

Mache aus der Not eine Tugend

Der Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche ist allgemein bekannt. Krankenhäusern geht der Ruf voraus, starre Hierarchien und veraltete Strukturen zu haben. Gleichzeitig bieten sie die Möglichkeit, sinnstiftend zu arbeiten, denn die Gesundheitsbranche ist gesellschaftlich relevant. In dem System ist so viel Druck auf dem Kessel, dass sich was bewegen muss. Alle einfachen Maßnahmen wie „mit weniger Personal, schneller zu arbeiten“, wurden ausgereizt. ´Nun müssen wir zu intelligenteren Lösungen kommen. Genau das reizt mich! Denn es bietet die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. Ich erlebe, dass sich immer mehr Menschen in meinem Umfeld für Neues öffnen und experimentierfreudiger werden. Wenn ich zurückblicke auf meine Zeit seit Ende Juli 2018 bis heute, kann ich sagen, dass ich in noch keinem Unternehmen die Möglichkeit hatte, meine Expertise so einzubringen wie ich das jetzt gerade kann. Keine Frage, ich muss mir meine Freiräume dafür schaffen und irgendwie das operative Tagesgeschäft straff durchorganisieren. Es schreit auch nicht jeder „Hurra“, wenn ich eine Prozessveränderung vorschlage oder eine Idee einbringe.  Gleichzeitig sehe ich aber eine kontinuierliche Entwicklung an der ich mitwirken darf. Regelmäßig stellen sich Erfolgserlebnisse ein, auch wenn es manchmal nur kleine sind. Das treibt mich an.

Erschaffe dir dein eigenes New Work

Krankenhäuser sind auch nicht gerade für ihre „New Work“ Arbeitsweisen bekannt. Sie sehen sich auch selber nicht unbedingt als agil. Aber was ist eigentlich agiler, als dass in der Notaufnahme immer der die Anweisungen gibt, der fachlich am meisten Ahnung und Erfahrung hat und nicht derjenige, der hierarchisch die Verantwortung trägt? Ich finde das ziemlich agil!

Was zeichnet das „New Work“ aus nachdem wir alle streben? Für mich ist das: vernetzte Zusammenarbeit, eine sinnvolle Tätigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten. Das alles erlebe ich täglich, weil ich mir selber das Umfeld geschaffen habe. Die vernetzte Zusammenarbeit lebe ich extern mit meinem Blog, meinem Twitter-Account und den Besuch von Meet-ups. Intern lebe ich sie indem ich Menschen finde, die Lust haben mit mir an den gleichen Zielen zu arbeiten und ich investiere viel Zeit in den Aufbau von Beziehungen. So schaffe ich abteilungsübergreifend Verbundenheit mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Diese Verbundenheit trägt mich an Tagen, an denen es mal nicht so gut läuft. Sinnhaft ist für mich die Arbeit im Krankenhaus ebenfalls. Wir wollen Menschen helfen, wieder gesund zu werden. Auch wenn ich keine Ärztin oder Pflegerin bin, mit meiner Arbeit kann ich diese Arbeit von Menschen für Menschen direkt unterstützen.  Sehr entscheidend ist, dass das Gesundheitssystem seit einigen Jahren eine massive Veränderung durchläuft. Der bestehende Fachkräftemangel und nicht zuletzt auch die Bertelsmann-Studie sind Zeuge der notwendigen Veränderungen, so dass hier gerade viel passiert. Zugegeben entspannt und einfach ist anders. Dafür bieten sich jedoch Möglichkeiten wie nie zuvor in dieser Branche. Davon bin ich überzeugt.

Fazit

Ich habe immer wieder das Gefühl, dass es vielen Menschen schwerfällt, ihre Handlungsoptionen zu entdecken und ihr Arbeitsumfeld zu gestalten. Selbst, wenn man sie sieht, fragt man sich schnell, wie groß werden die Aussichten auf Erfolg sein, ist es die Anstrengung wert? Die größte Veränderung trat für mich ein, als ich meine Einstellung zur Jobsuche sowie zu potenziellen Arbeitgebern verändert habe und somit mein gesamtes Bewertungssystem. Nur ich bin verantwortlich dafür, dass ich in meinem Job zufrieden bin. Nur ich kann meine Bewertung so verändern, dass ich einen Rückschlag nicht als mangelnde Wertschätzung mir persönlich gegenüber sehe, sondern als Teil des Weges, den ich gehen muss. Damit meine ich nicht, dass man gegen Wände rennen muss. Jedoch habe ich für mich festgestellt, dass in dem Moment wo ich meine Haltung geändert habe und mich selbst als Pionierin für die neue Arbeitswelt gesehen habe, sich die Dinge häufig von alleine entwickelt haben. Manchmal auch in ungeahnte Richtungen. Ich mag auch die Bezeichnung “Guide” sehr gerne. Es macht mir Spaß, voran zu gehen und Menschen für die neue Arbeitswelt und die dazugehörigen Arbeitsweisen zu begeistern.

Nachdem ich den Artikel schon fertig geschrieben hatte, habe ich den neuen Podcast von Leonid Lezner und Luise Jungs „Der Weg zur Zufriedenheit im Job“ gehört. In vielen der genannten Dinge habe ich mich wiedergefunden. Ganz besonders darin, dass nicht mein Arbeitgeber dafür verantwortlich ist, dass ich glücklich bin.

 

3 Kommentare zu „Von der Perfektionistin zur Pionierin“

  1. Danke Katharina, einmal wieder bist du offen und ehrlich nach draußen gegangen. Hast von deinen Erfahrungen berichtet und machst bestimmt vielen Menschen damit Mit. Besonders deine Empfehlungen gefallen mir sehr.

  2. Da hast Du am Telefon nicht zu viel versprochen, Katharina: Der Text ist wirklich spannend! 🙂 Ich habe den bei Facebook geteilt und wollte auf Dich verlinken. Bei FB bist Du aber gar nicht, oder? Liebe Grüße!

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