Nichts mehr verpassen?

Nichts mehr
verpassen?

Wie Eignungsdiagnostik den Gender Pay Gap reduzieren kann

Gender Pay Gap

Eignungsdiagnostik gibt es in der Psychologie seit den 70er Jahren. Tatsächlich wird sie in der Praxis jedoch sehr wenig genutzt. Ich nehme den Equal Pay Day zum Anlass, um aufzuzeigen wie Eignungsdiagnostik zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt beitragen und somit auch den Gender Pay Gap reduzieren kann. Eignungsdiagnostik ist eine sehr einfach umsetzbare und auch sehr wirksame Methode, um Geschlechtergerechtigkeit zu fördern.

Was ist der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap definiert den Unterschied der Bezahlung von Männern und Frauen in der Erwerbsarbeit. Es geht also um die Frage wieviel ein Mann mehr verdient als eine Frau? Mit dem jährlichen Equal Pay Day wird darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen bis zu diesem Tag im Jahr kostenlos arbeiten. Der Equal Pay Day war im Jahr 2024 am 05.03.2024. Das bedeutet erst ab dem 06.03.2014 wurden Frauen für ihre Erwerbsarbeit bezahlt.

Welche Auswirkungen hat der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap hat die Auswirkung, dass wir einen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen haben. Das bezieht sich nicht nur darauf, dass Frauen in Berufen arbeiten, die weniger gut entlohnt werden (Friseurinnen, Krankenpflegerinnen, Verkäuferinnen etc.), sondern auch bei gleicher Qualifikation im gleichen Beruf werden Frauen geringer bezahlt. Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt bei 18%. Das ist der Gehaltsunterschied zwischen den Bruttostundenlöhnen von Männern und Frauen. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt bei 6%. Das ist der Gehaltsunterschied zwischen den Bruttostundenlöhnen zwischen Männern und Frauen bei gleicher Ausbildung und Position. (vgl. dazu die Zahlen des Statistischen Bundesamts)

Wie kann Eignungsdiagnostik zur Reduzierung des Gender Pay Gaps beitragen?

Was ist Eignungsdiagnostik?

Eignungsdiagnostik ist ein Sammelbegriff für Grundsätze, Verfahren und Vorgehensweisen zur Erfassung von Kompetenzen und Verhaltenstendenzen mit Bezug auf Bildungswege oder berufliche Tätigkeiten. Grundsätzlich soll die Eignungsdiagnostik dabei eine möglichst genaue Vorhersage über die Erfolgswahrscheinlichkeit der Erreichung bestimmter Ziele bzw. der Zufriedenheit einer Person mit konkreten Aufgabenstellungen, Bildungswegen oder Berufen ermöglichen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eignungsdiagnostik

Zu eignungsdiagnostischen Verfahren gehören z.B. Intelligenztests, Assessmentcenter oder (halb)strukturierte Interviews. Gerade die Durchführung eines halbstrukturierten Interviews ist sehr einfach zu erlernen. Deswegen empfehle ich es bei jeder Gelegenheit.

Wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung aus dem Jahr 2020 zeigt, werden rund 30% aller Stellen durch persönliche Kontakte besetzt. Grundsätzlich finde ich es gut, persönliche Kontakte zu nutzen, um eine Stelle zu bewerben. Jedoch empfehle ich vor Einstellung trotzdem nochmal ein eignungsdiagnostisches Interview durchzuführen. Denn wie wir wissen sind Frauen häufig in den beruflichen Netzwerken weniger präsent, da sie sehr viel Zeit mit Care-Arbeit verbringen, sprich sie arbeiten entweder Teilzeit und/oder haben auch keine zeitlichen Ressourcen für das gemeinsame Feierabendbier.

Das Anforderungsprofil

In meinem Blogartikel zum Anforderungsprofil in der Eignungsdiagnostik habe ich ausführlich die Vorgehensweise beschrieben. Es geht darum, sich im Vorfeld genau Gedanken zu machen, welche Qualifikationen, Kompetenzen und Eigenschaften jemand für die zu besetzende Stelle mitbringen muss.

Die Basis für ein Anforderungsprofil sind Verhaltensweisen, die wir uns von unserem zukünftigen Kolleg*innen wünschen. Diese werden mithilfe der Critical Incident Technique definiert und abgefragt. Hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit ist es besonders wichtig, dass diese Verhaltensweisen nicht nur im beruflichen Kontext gezeigt werden können, sondern auch im familiären oder ehrenamtlichen Umfeld. Kompetenzen wie Organisationsfähigkeit können sehr gut auch aus dem familiären Kontext heraus erfragt werden.

Die Critical Incident Technique (CIT)

Mithilfe der Critical Incident Technique in der Eignungsdiagnostik überlegen wir uns, welche erfolgskritischen Situationen es im Rahmen der zu besetzenden Stelle gibt. Wir überlegen uns typische Alltagssituationen aus dem Job oder vergleichbar und erfragen die Verhaltensweisen der Bewerber*innen aus der Vergangenheit. Zum Schluss wollen wir das Ergebnis der Handlungen in dieser Situationen erfahren. Diese Fragetechnik bezeichne ich auch gerne als Verhaltensdreieck. Durch diese Vorgehensweise erhalten wir authentische Antworten der Bewerber*innen. Denn sie erzählen uns nicht wie sie sich gerne verhalten würden, sondern wie sie es in der Vergangenheit getan haben.

Vor dem Hintergrund der Geschlechtergerechtigkeit ist diese Fragetechnik insofern hilfreich, weil wir ein realistisches Bild der Bewerber*innen bekommen und keinen persönlichen Eindruck aufgrund eines beruflichen Netzwerk-Kontakts.

Weibliche Perspektiven auf Eignungsdiagnostik

Wenn ich nach weiteren Quellen zur Vertiefung der Inhalte zum Thema Eignungsdiagnostik gefragt wurde, ist mir aufgefallen, dass ich keine renommierten weiblichen Autorinnen oder Speakerinnen zu dem Thema Eignungsdiagnostik kenne! Ich empfehle immer zwei alte weiße Männer, nämlich das Buch von Wolfgang Jetter und den YouTube Kanal von Professor Uwe Kanning.

Da mir in der öffentlichen Wahrnehmung Frauen, die Bücher schreiben, TEDTalks halten oder einen fundierten YouTube Kanal pflegen, fehlen, mache ich hier eine Rubrik auf, die ich kontinuierlich ergänzen möchte. Denn es mangelt natürlich nicht an Expertinnen, aber sie sind leider weniger sichtbar. Unterstützt mir gerne, wenn ihr von Fachmedien erfahrt, die von Frauen erstellt werden. Für Updates zu diesem Thema abonniert gerne meinen Newsletter. Es handelt sich bei den hier aufgelisteten Medien um Empfehlungen aus meinem Netzwerk, die ich selber noch lesen und bewerten muss.

Buchempfehlungen

Fachmagazine

YouTube-Kanäle

Hier bin ich leider noch nicht fündig geworden. Hast du Empfehlungen? Teile sie gerne mit mir.

TEDTalks

Hier bin ich leider noch nicht fündig geworden. Hast du Empfehlungen? Teile sie gerne mit mir.

Handlungsempfehlungen zu Reduzierung des Gender Pay Gaps

  • Die Verwendung von Eignungsdiagnostik kann zu einer objektiveren und gerechteren Bewertung von Frauen führen und somit den Gender Pay Gap reduzieren. Das Argument, dass der Mann sich besser verkauft hat oder besser verhandelt hat, zählt nicht mehr. Eine Bevorzugung aufgrund von Seilschaften ist auch nicht mehr möglich.
  • Wenn Care-Arbeit insgesamt gerechter verteilt würde und das neue Vollzeitmodell z.B. 30 Stunden wären, damit alle Familienmitglieder ausreichend Zeit für die Care-Arbeit hätten, würden Frauen aufgrund ihrer Care-Verpflichtungen weniger benachteiligt. Denn, dass Frauen hauptsächlich immer noch diejenigen sind, die in Teilzeit arbeiten oder zu Hause bleiben, wenn das Kind krank ist, ist einer der wesentlichen Gründe für den Gender Pay Gap.
  • Durch die Abschaffung des Ehegattensplittings würde sich Erwerbsarbeit für Frauen mehr lohnen. Frauen verdienen durch den Gender Pay Gap weniger und gehen deshalb in die Lohnsteuerklasse 5. Dort werden sie extrem hoch versteuert, sodass sich Erwerbsarbeit für sie nicht mehr lohnt. Dadurch verstärkt sich die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern umso mehr.
  • Bedarfsgerechte Kinderbetreuung, die sich nicht an Geschäftszeiten, sondern an den tatsächlichen Interessen der Eltern und Kinder orientiert, würde dafür sorgen, dass beide Elternteile einer existenzsichernden Erwerbsarbeit nachgehen könnten.
  • Stärkung der betrieblichen Interessenvertretung, die sich das Thema Gender Pay Gap auf die Fahnen schreiben.

Das Beitragsbild habe ich übrigens mit der KI Midjourney erstellt.

Ihre Daten werden zur Veröffentlichung Ihres Kommentars verarbeitet. Details hierzu in unserer Datenschutzinformation.

Abonniere gerne meinen Newsletter, um keine weiteren Artikel zu verpassen.

Wenn Du denkst, dass auch andere meinen Artikel interessant fänden, leite ihn weiter oder teile ihn in Deinen digitalen Netzwerken.

Folge mir auf LinkedIn @Katharina Nolden und Instagram @KatharinaNolden

Die Inhalte dieses Blogartikels stimmen nicht notwendigerweise mit der Meinung und Haltung meines Arbeitgebers überein. Es handelt sich hier um meine private Meinung.

Nach oben scrollen

Kennst du schon mein Workbook?

Es ist wie ein Workshop mit dir selbst!

  • Schluss mit dem neidvollen Blick auf Wirtschaftsorganisationen
  • Fokus auf die Basics – Fancy kommt später
  • Entspricht im Umfang einem 5-tägigen Workshop mit mir
  • Fachlicher Input und Reflexionsfragen
  • Bringt Entscheidungsgrundlage für weitere Schritte
  • 64 DIN A4 Seiten im PDF-Format