Die meiste Zeit meines Berufslebens habe ich in Organisationen gearbeitet, in denen das Budget knapp war und die sehr zahlengetrieben waren. Trotzdem wird im Personalmarketing häufig nicht strategisch vorgegangen und die Erfolge der Maßnahmen werden nicht ausgewertet. In diesem Artikel möchte ich mit euch teilen wie ich die Personalmarketing-Strategie in sozialen Organisationen aufbaue. Dabei orientiere ich mich an dem vorhandenen Budget sowie den zeitlichen und personellen Ressourcen.
Wenn die Not groß ist, konzentrieren sich viele Organisationen auf kosten- und zeitintensive Maßnahmen wie:
- Zeitungsanzeigen und Plakate im eher konservativen Umfeld
- Social Media Marketing und Active Sourcing in moderneren Unternehmen, weil das gerade „state of the art“ ist.
Plakate und Zeitungsanzeigen sind vergleichsweise teuer und der Erfolg schwer messbar. Social Media sowie Active Sourcing entfalten erst ihre Kraft, wenn entsprechende personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Das macht keiner nebenbei. Daher eignen sich diese Maßnahmen nicht so gut, um ein strategisches Personalmarketing mit kleinem Budget und wenig Zeit aufzubauen.
Plakate und Zeitungsanzeigen sind teuer. Active Sourcing ist zeitintensiv. Beide Maßnahmen sollten vor dem Hintergrund vorhandener Zeit und Budget auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Share on XIch habe eine Reihenfolge für Personalmarketing-Maßnahmen erarbeitet. Denn ich liebe Struktur und Effizienz. Es bereitet mir viel Freude, auch mit wenig Budget, das Beste aus dem Personalmarketing heraus zu holen. Ich wünsche mir, dass noch mehr Organisationen davon profitieren und sich erfolgreich als Arbeitgeber sichtbar machen können. Die Reihenfolge bewertet die Effizienz und Effektivität im Kontext wie viel Zeit und Geld zur Verfügung steht. Sie geht über eine rein qualitative Bewertung hinaus. Diese Herangehensweise hat sich für mich in der Gesundheitsbranche mit knappen Budget sehr gut bewährt.
Ich habe die Maßnahmen in Basis, Standard und Premium geclustert. Basismaßnahmen sollte jedes Unternehmen für das Personalmarketing nutzen. Sobald es ein bisschen professioneller werden soll, eignen sich alle Maßnahmen aus dem Standard-Bereich. Maßnahmen aus dem Premium-Bereich empfehle ich ausschließlich, wenn ein Unternehmen vor hat, eine richtige Recruitingabteilung aufzubauen. Diese Recruitingabteilung muss den Auftrag haben, mehr als nur verwaltend und administrativ tätig zu sein.
Die Auswahl der Personalmarketingmaßnahmen sollte im direkten Zusammenhang mit der strategischen Gewichtung der Recruitingabteilung stehen. Share on X
Basismaßnahmen im Personalmarketing
Google-optimierte Jobbörsen
Wer kennt das nicht? Ständig klingelt das Telefon und man erhält Anrufe von Dienstleistern. Jeder Dienstleister versichert einem, dass er der beste Partner ist, um die in deiner Organisation offenen Stellen zu besetzen. 80% der aktiv suchenden Bewerber*innen suchen über Google. Sie geben, z.B. die Stichworte „Job“ „Hannover“ „Arzt“ ein. Das kannst du auch tun. Denk aber dran, dass du anonymisiertes Browserfenster nutzt, damit Google nicht die Informationen aus deinem bisherigen Surfverhalten nutzen kann. Gib bei Google deine Stadt und deine Berufsbezeichnungen für deine offenen Stellen ein. Die Dienstleister, die jetzt auf der ersten Seite der Suchergebnisse stehen, solltest du dir genauer anschauen und eine Zusammenarbeit prüfen.
Die eigene Internetseite
Die meisten Unternehmen verfügen heutzutage über eine eigene Internetseite. Hier sollten auf jeden Fall auch immer alle Stellenanzeigen veröffentlicht werden. Achtet allerding bitte darauf, dass ihr nicht ganz klein neben dem Impressum auf euren Karrierebereich hinweist, sondern groß und prägnant in eurer Menüführung.
Kostenlose Werbeflächen nutzen
Welche kostenlosen Werbeflächen gibt es in deiner Organisation, die du nutzen könntest, um auf euch als Arbeitgeber aufmerksam zu machen? Hierzu können Eingangsbereiche von euren Gebäuden, eure Dienstfahrzeuge oder in eurer Email-Signatur zählen. Ihr müsst euch einmal Gedanken machen wie ihr eure Kampagne gestalten wollt. Im Anschluss entstehen ausschließlich die Erstellungskosten für das Material und ihr spart die Kosten für die Nutzung von Flächen.
Mitarbeitende werben Mitarbeitende
Wer wenn nicht die eigenen Mitarbeitenden können die besten Werbeträger sein. Viele Studien zeigen, dass so ein Programm zu den effizientesten und erfolgreichsten Mitteln gehört, neue Kolleg*innen zu gewinnen. Man sollte lediglich bedenken, dass es einen Anreiz geben muss, dessen Abwicklung einen administrativen Aufwand verursacht.
Standardmaßnahmen im Personalmarketing
Xing, Kununu und LinkedIn
An dieser Stelle meine ich die Nutzung der Basisfunktionen. Zu den Basisfunktionen gehört die Erstellung einer Unternehmensseite in dem jeweiligen Netzwerk. Auf dieser Unternehmensseite könnt ihr relevanter News des eigenen Unternehmens teilen und sie kann von Interessent*innen oder den eigenen Mitarbeitenden abonniert werden. Je nach Größe und Bekanntheit deines Unternehmens macht ggf. ein professionelles Kununu-Profil Sinn. Wenn noch Budget übrig ist, könnte für besondere Stellen noch ein kleines Kontingent an Stellenanzeigen eingekauft werden.
Google-optimierte Karriereseite
Hierbei handelt es sich um eine einmalige größere Investition. Die eigene Karriereseite durch eine Agentur für Google zu optimieren, ist kein kleiner Posten im Jahresbudget. Der Vorteil ist, dass für eine längere Zeit keine weiteren Investitionen notwendig sind. Anpassungen sind erst notwendig, wenn Google wesentlichen Änderungen vornimmt. Bis dahin taucht deine Karriereseite immer auf der ersten Seite der Suchergebnisse auf. Da wir wissen, dass die meisten aktiv Job-Suchenden Google nutzen, ist das aus meiner Sicht eine sehr gute Investition. Denn es können Kosten für das Veröffentlichen der Stelle in kostenpflichtigen Kanälen eingespart werden.
Performance Marketing
Wir sind zunehmen in einer Situation, dass wir auch latent suchende Kandidat*innen ansprechen wollen und müssen. Latent Suchende suchen nicht bei Google oder Jobbörsen nach einem Job. Wenn bei euch noch das Geld und die Zeit für Active Sourcing fehlen, ist Performance Marketing eine sehr gute Alternative. Es bedeutet, dass ihr Inhalte oder Stellenanzeigen für eine bestimmte Zielgruppe erstellt und den Algorithmus seine Arbeit machen lasst. Er blendet eure Anzeige, Menschen automatisiert ein. Die Auswahl dieser Menschen basiert auf deren Surfverhalten. Durch die Analysefunktionen sind die Kampagnen sehr gut auswertbar. Des Weiteren ist ein Bezahlmodell hinterlegt, welches darauf basiert, dass nur Kosten entstehen, wenn der Nutzer auf die Anzeige klickt.
Premiummaßnahmen im Personalmarketing
Plakat- und Printwerbung
Plakat- und Printwerbung ist sehr teuer und in Bezug auf Nutzen und Erfolg nicht gut auswertbar. Nichtsdestotrotz wenn ansprechende Motive und witzige Slogans im Stadtbild oder in bestimmten Fachmagazinen wiederkehrend auftauchen, ziehen sie natürlich Aufmerksamkeit auf sich. Wegen der Kosten und der schlechten Erfolgsmessungsmöglichkeiten sehe ich diese Maßnahme ausschließlich als Image-Maßnahmen. Für einzelne Stellenanzeigen stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis.
Influencer-Programm in den sozialen Medien
Bei einem Influencer Programm besteht der Aufwand hauptsächlich darin, ein entsprechendes Konzept zu erstellen und freiwillige Mitarbeitende zu finden. Die Mitarbeitenden müssen natürlich entsprechend mit dem Konzept vertraut gemacht werden. Ist es erstmal angelaufen, wird die Arbeit etwas weniger. Es müssen die Beiträge im Blick behalten werden und darauf geachtet werden, dass es nicht wieder einschläft. Gegebenenfalls gehört es auch dazu auszuhalten, dass die Auftritte nicht alle einheitlich sind, sondern jeder sich persönlich einbringen darf. Hierdurch zeigt sich Authenzität und Nahbarkeit. Zu bedenken ist, dass es sich hierbei um einen Dauerlauf und keinen Sprint handelt bis sich Erfolge im Recruiting einstellen.
Active Sourcing
Active Sourcing ist eine echte Kunst und kostet Zeit. Es müssen viele potenzielle Kandidat*innen angeschrieben werden bis es tatsächlich zu einer Einstellung kommt. Die Art wie die Menschen angesprochen werden, ist entscheidend. Wir alle kennen die unpersönlichen Nachrichten von Recruiter*innen. Oft hat man den Eindruck, dass sie sich nicht die Mühe machen, sich vorher zu informieren. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist das Kontakthalten und der Aufbau eines Kandidatennetzwerkes. Mit den entsprechenden zeitlichen Ressourcen und einer qualitativ hochwertigen Kontaktaufnahme, kann Active Sourcing ein sehr wirksames Instrument sein. Ein Instrument, welches einem später ggf. auch Zeit ersparen kann, wenn man schon aus einem vorhandenen Netzwerk schöpfen kann.
Zielgruppenspezifische Maßnahmen
Zielgruppenspezifische Maßnahmen würde ich vor dem Zeit- und Budgethintergrund erst an letzter Stelle umsetzen. Das Influencer Programm und das Active Sourcing kann ggf. schon zielgruppenspezifisch etwas ausdifferenziert werden. An dieser Stelle meine ich jedoch Aktionen und Formate, die nur für eine Berufsgruppe bestimmt sind. Wenn alle anderen Maßnahmen ausgereizt sind und ein gutes Controlling aufgesetzt wurde, ist auch klar für welche Zielgruppen Sondermaßnahmen überhaupt notwendig sind.
Personalmarketingmaßnahmen sollten immer strategisch unter dem Aspekt Zeit, Budget und Output ausgewählt werden Share on XDie Entscheidung für eine Maßnahme aus dem Personalmarketing Mix sollte immer unter dem Aspekt von Zeit und Budget passieren. Dazu passend sollte sich jede Organisation Personalmarketing Ziele überlegen. Wenn die Zielerreichung außerdem durch Zahlen sichtbar gemacht werden kann, ist es leichter möglich, Potenziale aufzuzeigen. Damit kann das Recruiting die eigenen Maßnahmen besser bewerten, aber auch sein Standing bei der Geschäftsführung und den Fachabteilungen stärken. Dazu habe ich im Rahmen einer Blogparade auch einen weiterführenden Artikel zu performanceorientierten Personalmarketing geschrieben.
Wenn du an meinem Angebot zur Überarbeitung oder Aufbaus deines Personalmarketings Interesse hast, schaue dich gerne auf meiner Seite um. Gerne vereinbare auch direkt einen Termin mit mir zu einem kostenlosen Kennenlernen. Vielleicht ist aber auch mein Workbook Personalmarketing und Recruiting für soziale Organisationen genau das Richtige für dich.